Lisbel die Libelle und das Funkelwasser


In einem kleinen, sonnigen Teich am Waldrand lebte Lisbel, eine wunderschöne Libelle mit schimmernden Flügeln, die in allen Farben des Regenbogens glitzerten. Jeden Morgen flog sie über das Wasser und betrachtete ihr Spiegelbild. „Ich bin die schnellste und schönste Libelle hier!“, zwitscherte sie fröhlich.  

Eines Tages hörte sie die Frösche am Ufer aufgeregt quaken. „Habt ihr schon vom Funkelwasser gehört?“ fragte einer. „Es soll in der alten Eiche verborgen sein und wer daraus trinkt, bekommt noch mehr Glanz!“  

Lisbel war sofort neugierig. „Noch mehr Glanz? Das klingt perfekt für mich!“, dachte sie und machte sich auf die Suche. Sie flog über den Teich, durch das Schilf und schließlich bis zur großen, knorrigen Eiche am Waldrand. Doch dort angekommen, war weit und breit kein Funkelwasser zu sehen.  

„Vielleicht ist es unter den Blättern?“ Lisbel schob vorsichtig ein paar Blätter beiseite – nichts. Sie summte um den dicken Baumstamm herum und entdeckte schließlich eine kleine Höhle im Stamm. Vorsichtig schlüpfte sie hinein und entdeckte eine winzige Pfütze, die im Licht golden schimmerte. „Das muss es sein!“  

Lisbel nahm einen kleinen Schluck – doch plötzlich spürte sie, wie ihre Flügel schwer wurden. Statt zu glitzern, wurden sie ganz matt. „Oh nein! Das war gar kein Funkelwasser, sondern nur Honigtau!“  

Verzweifelt flatterte sie aus der Höhle und setzte sich auf ein Blatt. Da kam ihr Freund Bruno, der Schmetterling, vorbei. „Was ist los, Lisbel?“ fragte er besorgt.  

„Ich wollte noch schöner sein, aber jetzt sehen meine Flügel ganz klebrig aus,“ seufzte Lisbel.  

Bruno lächelte. „Wahre Schönheit kommt nicht von außen, sondern von innen! Lass uns zurück zum Teich fliegen, das Wasser wird dir helfen.“  

Gemeinsam flogen sie zurück, und als Lisbel vorsichtig ins klare Wasser tauchte, wusch es den klebrigen Honigtau ab. Ihre Flügel funkelten wieder wie zuvor.  

Von diesem Tag an wusste Lisbel, dass sie keine magischen Wasserquellen brauchte – sie war perfekt, so wie sie war. Und jedes Mal, wenn sie jemandem half oder ein freundliches Wort sagte, funkelten ihre Flügel noch ein bisschen mehr.  

**Ende.**